CLP Interviewreihe: Silke Bannasch

Wie können Juristen von einer Coachingausbildung profitieren?
Und wo genau kommt (Legal) Coaching in der juristischen Praxis zum Einsatz?
Silke Bannasch, Bildungsexpertin und (Legal) Coach, Rechtsanwältin udn Mediatorin im Interview bei CLP.

Frau Bannasch ist beruflich eine Allrounderin. Nach dem Jurastudium in Marburg, Freiburg und San Francisco hat sie ihre berufliche Karriere in einer großen Stuttgarter Kanzlei begonnen und war danach viele Jahre in einem internationalen Ingenieurunternehmen. Nach den Geburten ihrer drei Töchter hat sie den Fokus auf ihre Familie und das Fagottspielen gelegt. Daneben hat sie sich ein zweites Standbein in der Erwachsenenbildung erarbeitet. Seit sie Legal Coach ist, kann sie ihre rechtliche Expertise perfekt mit ihrem Coaching im Bildungsbereich kombinieren.

Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit Familie, Hund und Freunden in der Natur.

1.Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Was hat Sie daran besonders fasziniert?

Ich habe vor ca. 6 Jahren eine Weiterbildung als Bildungsberaterin gemacht und später noch die Ausbildung als zertifizierte Mediatorin draufgesetzt. Beide Ausbildungen haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, starke Fragen zu stellen und auch einige Coachingmethoden zu kennen. Auch wenn Coaching und Mediation wirklich nicht das Gleiche sind, kann man doch viel von dem einen beim anderen verwenden. Nachdem ich einige Methoden kennengelernt hatte, stellte ich fest, dass ich diese auch in der Rechtsberatung sehr gut anwenden konnte. Es war wunderbar zu erleben, wie der Mandant nur allein durch die Anwendung der richtigen Methode ein tieferes Verständnis seines rechtlichen und oft persönlichen Themas bekommen hat. Die Erarbeitung einer guten Lösung fiel dann – unabhängig von der rechtlichen Situation – viel leichter. Für mich ist ein gelungenes Coaching immer ein bisschen wie Magie.

2. Worauf haben Sie persönlich beim Erlernen von Coaching besonders geachtet?

Ein ganz wesentlicher Aspekt, der auch meine Rechtsberatung grundlegend verändert hat, ist das Arbeiten an meinem persönlichen Mindset. Nur wenn ich ganz beim Klienten/Coachee bin, kann ich eine gute Lösung finden. Und diese ist eben nicht immer diejenige, die rechtlich möglich wäre. Es hilft dem Klienten nicht, wenn ich aus rechtlichen Themen versuche, das Beste rauszuholen. Der Ratsuchende steht im Mittelpunkt und ich bin „die Geburtshelferin“.

3. Was hat sich für Sie nach Ihrer Coachingausbildung in Ihrer juristischen Tätigkeit verändert? Welche Reaktionen haben Sie von Kollegen, Mitarbeitern und Klienten erhalten?

Ich habe endlich das richtig gelernt, was ich schon in der Rechtsberatung gemacht habe. Insbesondere auch in meiner Tätigkeit als Syndikusanwältin musste ich oft Lösungen finden, mit welchen die Kunden/Mitarbeiter/Vorgesetzen o.a. gut leben konnten. Jetzt kann ich meiner Empathie für die Themen der Klienten eine professionelle Richtung geben. Die Klienten gehen also bei mir raus und wissen, was sie wollen – unabhängig von der rechtlichen Situation. Ich kommuniziere klarer und wertschätzender – auch etwas, was man in der juristischen Ausbildung nur bedingt lernt. Trotzdem wird die Zusatzqualifikation als Coach von einigen Kollegen noch belächelt – völlig zu Unrecht aus meiner Sicht.

4. Wozu setzen Sie Coaching heute in Ihrer beruflichen Situation ein?

Ich biete ein umfassendes Legal und Business-Coaching an. Menschen kommen zB. mit einem arbeitsrechtlichen oder familienrechtlichen Thema und wir schauen dann oft auch drauf, wie es beruflich weitergehen soll. Und wenn wir ein Ziel und einen Weg definiert haben, dann berate ich zusätzlich zum (Weiter-)Bildungsweg. Also ein „Rund-um-sorglos-Paket“. Letztlich kann man Legal Coaching in jedem Rechtsgebiet gut anwenden. Ich habe es auch schon häufiger im Mietrecht verwendet. Wenn eine Mediation zwischen zwei Konfliktparteien nicht möglich ist, kann man mit einem Legal Coaching gut rausarbeiten, wo das Ziel des Klienten ist. Und das liegt gar nicht immer nur darin, rechtlich das meiste rauszuholen. Das Legal Coaching ist auch ein tolles Tool im Gesellschaftsrecht oder im Gründungsprozess. Da gibt es viele Fragen, die man durch ein geübtes Coaching wunderbar lösen kann.

5.  Wie hoch schätzen Sie insgesamt die Relevanz von Coaching oder Coachingausbildungen für Juristen ein? Wie nehmen Sie die Entwicklungstendenzen wahr?

In der Arbeitswelt ist der Fokus auf Softskills schon längst angekommen. Das sollte sich auch in der Anwaltspraxis durchsetzen. Es geht eben nicht mehr nur darum das meiste für den Klienten raus zu holen – koste es was es wolle. Vielmehr geht es darum zu hinterfragen, was der Klient für sich selbst will. Natürlich muss ich die rechtliche Situation dabei im Blick behalten, aber im Zentrum sollte immer der Mensch stehen. Fühlt sich der Klient abgeholt, kommt er auch wieder.

Ihr persönliches Fazit:

Nicht jeder Anwalt muss auch Legal Coach sein. Wer aber ein echtes und tieferes Interesse an Menschen hat, der sollte sich das Legal Coaching nicht entgehen lassen. Für mich war es die beste Entscheidung, diese Zusatzqualifikation zu erwerben.

Deshalb biete ich „Rechtsberatung mit Sinn und (Fach-)Verstand“!

Vielen herzlichen Dank.

Freuen Sie sich auf weitere (Legal) Coaches und lassen Sie sich inspirieren!

Mehr zu Silke Bannasch finden Sie hier: www.silkebannasch.de

Mehr zu (Legal) Coaching finden Sie hier.

Finden Sie Ihren Legal Coach im Legal Coach Finder.