CLP Interviewreihe: Dr. Jo Aschenbrenner, LL.M.

Wie verändert eine Coachingausbildung die juristische Beratung?
Und wo kann (Legal)Coaching im Unternehmen eingesetzt werden?
Dr. Jo Aschenbrenner, LL.M., Juristin und (Legal) Coach im Interview bei CLP.

Dr. Jo Aschenbrenner, LL.M. ist seit über 20 Jahren im Rechtsmarkt aktiv. Nach ihrem Berufsstart bei Freshfields Bruckhaus Deringer in München hat sie mit Markus Hartung an der Bucerius Law School das Bucerius Center on the Legal Profession aufgebaut, einen Think Tank für Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen. An der Hochschule hat sie später bis Ende 2021 die Rechts- und Personalabteilung geleitet. Seit Anfang 2022 arbeitet sie hauptberuflich als Coach zusammen mit ihrem Partner Martin (Photograph) und ihrem heute 17-jährigen Sohn Ole (Junior Mindset Coach und Social Media Expert).

Mit ihrem Partner, ihren anderen zwei Kindern und dem Irish Setter Leia lebt Frau Dr. Jo Aschenbrenner südlich von Hamburg im Spargel- und Waldgebiet. Sie träumt davon, in Norditalien ein Bergdorf zu erwerben und in ein Retreat für gestresste Führungskräfte umzubauen, die sich wieder mehr Zeit mit und mehr Nähe zu ihren (inzwischen erwachsenen) Kindern wünschen.

1.Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit Coaching beschäftigt und warum? Was hat Sie daran besonders fasziniert?

Mein Weg in die Welt des Coachings begann im Jahr 2000 über eine der ersten Wirtschaftsmediationsausbildungen in Deutschland und im Jahr 2003 über die Zusatzausbildung Kommunikationspsychologie von Schulz von Thun. Ich hatte erkannt, dass die Tätigkeit als Anwältin vor Gericht so vieles außen vor ließ, was meiner Meinung nach zu einem Konflikt und einer guten Lösung gehört. Der juristisch vorgegebene Streitgegenstand nach der Zivilprozessordnung (ZPO) war mir einfach zu eng. Und daher habe ich mich auf die Reise gemacht, wie Menschen ticken, was sie motiviert und wie (Arbeits-) Beziehungen und Konfliktlösungen nachhaltig gelingen.

2. Worauf haben Sie persönlich beim Erlernen von Coaching besonders geachtet?

Für mich persönlich ist es am wichtigsten, die psychologischen Dynamiken zu verstehen, die unser Handeln als Menschen leiten. Denn nur, wenn ich mir bewusst werde, was mich zu einer Entscheidung oder einem Verhalten antreibt, kann ich mich in der Zukunft anders verhalten.

3. Was hat sich für Sie nach Ihrer Coachingausbildung in Ihrer juristischen Tätigkeit verändert? Welche Reaktionen haben Sie von Kollegen, Mitarbeitern und Klienten erhalten?

Wenn ich ganz ehrlich bin, hat die Coachingausbildung bei mir dazu geführt, dass ich mich Jahr für Jahr und Stück für Stück mehr vom Anwaltsberuf verabschiedet habe, bis ich diesen Entschluss dann Ende 2021 umgesetzt habe. Ich hatte, wie gesagt, für mich ganz persönlich gemerkt, dass die juristische Arbeit als solche und der Streitgegenstand im Speziellen zu eng sind für die Themen, die meiner Meinung nach für gute Lösungen der Mandanten sorgen und im weiteren Sinne für ein zufriedenes und erfülltes Leben stehen.

An dieser Stelle kann ich auch einen Moment des persönlichen Scheiterns teilen. Je mehr ich von Psychologie verstand und je tiefer ich in meine Mediationsausbildung eintrat, desto weniger konnte ich den aus meiner Sicht engen Auftrag meiner Mandanten so stehen lassen. Ich habe damals zu oft versucht, kooperative Anteile in eine Verhandlung zu bekommen oder Verständnis für psychologische Dynamiken zu wecken, ohne dass meine Mandanten mich dafür mandatiert hatten. Das führte dann regelmäßig auf beiden Seiten zu Unzufriedenheiten. Es hat eine Weile gedauert, doch dann habe ich begriffen, dass ich hier einen groben Fehler machte und dass ich mir ein Berufsfeld suchen muss, wo ich den Auftrag für genau meine Superkräfte bekomme. Und für mich ist es das Coaching geworden.

4. Wozu setzen Sie Coaching heute in Ihrer beruflichen Situation ein?

Wir coachen Frauen in Führungspositionen dabei, sich einen maßgeschneiderten Plan zu entwickeln, ihre Arbeitszeiten auf ein reguläres Maß zu reduzieren und mehr Zeit für sich, ihren Partner, ihre Kinder und Freunde zu bekommen.

Mit der psychologischen Brille gesprochen coachen wir Frauen in Führungspositionen dabei, das Kämpfen sein zu lassen und sich mehr dem Leben und der Freude hinzugeben. In unseren Coachings erreichen wir mit unseren Kundinnen sehr schnell Klarheit, was im Leben wirklich wichtig ist. Daraus ergeben sich wundervolle und leichte Lösungen.

5.  Wie hoch schätzen Sie insgesamt die Relevanz von Coaching oder Coachingausbildungen für Juristen ein? Wie nehmen Sie die Entwicklungstendenzen wahr?

Meiner Meinung nach sollte nicht nur jede:r Jurist:in Coach werden, am besten sollten alle schon im Studium eine Zeit lang Psychotherapie machen, um zu verstehen, welche Prägungen und Muster ihr Handeln leiten und um ihre Reflexionskompetenz als Anwält:innen zu vergrößern.

Ihr persönliches Fazit:

Unsere Mission als Familienbusiness ist es, 1 Million Frauen dabei zu begleiten, Kraft aus ihrer Biographie zu schöpfen, ihre Stärken zu kennen und diese Fähigkeit an ihre Kinder weiterzugeben. Wir sind überzeugt, dass diese Kompetenz die Grundlage dafür ist, unsere Welt in die Zukunft zu steuern. Gerade Anwält:innen haben bei der Steuerung der Zukunft eine zentrale Aufgabe!

Vielen herzlichen Dank.

Freuen Sie sich auf weitere (Legal) Coaches und lassen Sie sich inspirieren!

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Übrigens: Jo Aschenbrenner war auch schon in unserem "Awesome Lawyers Podcast"! Hier geht´s zum Podcast mit Jo.

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